mit Hund "Schröder"
mit Hund "Schröder"

Zacki

 

heisst eigentlich Mirko Mere und hat einen Pass von einem Staat, den es gar nicht mehr gibt:

Jugoslawien. Mit 17 von zu Hause  geflohen,  von Ungarn ins Nachbarland Jugoslawien, aus Protest gegen den Kommunismus  Theologie in  Zagreb  studiert und wegen Schmuggelns  im Knast. ( Nur kurz )  Zacki liebt  das Abenteuer und nennt sich gerne den Zigeuner.  Er lebte einige  Zeit in  Schweden und Dänemark, in der Schweiz,  in Deutschland,  in  Kairo,  auf einer Insel bei den Eingeborenen in Thailand.  Er war Millionär, hatte zwei Geschäfte für  Kleider,  Modeschmuck,  verlor alles,  zog mit Profibands  durch ganz Europa  als der Mann für Sound, Licht und Technik. Nach einem schweren Auto-Unfall  blieb ihm nur noch der Kopf, alles andere war gelähmt, jedenfalls fast ein Jahr lang. Allmählich kam das Leben wieder zurück in seinen Körper. Ein Wunder: Zacki lebt wieder, geht, spricht, lacht.

Sein Traum:

Ein großes Motorboot, genauer gesagt ein Schiff, ein Wohnschiff.

Und damit um die ganze Welt ziehen....

 

Vor kurzem lag Zacki mit heftigen Magenschmerzen im Krankenhaus und ich kümmerte mich derweil um seinen Hund "Schröder". Hier ein paar Abenteuer mit ihm:

 

 

Schröder

Erfahrungen mit einem bissigen Hund

 

Der Ofen bullerte gemütlich in der Ecke und der Hund schlief am Boden, auf einer Decke ausgestreckt. Er hatte ein Halsband an und war angekettet, aber das schien er nicht mehr zu bemerken, schnarchte und schmatzte ab und zu im Halbschlaf. Drei Kerzen brannten und Zacki erzählte aus seinem Leben. Wie er mit 17 aus Jugoslawien abgehauen war und nach Dänemark ging, in Deutschland reich wurde mit Schmuck und Kleidern, die er aus Thailand importierte, über seine Zeit auf der Insel vor dem thailändischen Festland, bei den Eingeborenen in einer Bambushütte, wie sie alle ihren Fernseher in ihrer Hütte hatten und eine Sattelitenschüssel auf dem Dach und vor ihnen das Meer unter Palmen, das Paradies….

Durch die großen Glasscheiben konnte man jetzt spät in der Nacht den Garten nicht mehr sehen, die Kerze reflektierte ihren milden Schein im dunklen Glas und Zacki erzählte weiter

von seinen Schmuggeltouren in Jugoslawien und später mit Pornos aus Dänemark,  die in Jugoslawien fast unter Todesstrafe standen, aber sehr viel Geld einbrachten. Hunderte, Tausende habe er hineingeschmuggelt, ganze Kofferraume seien voll damit gewesen.

Schröder erhob sich, gähnte und schüttelte sich, dass das Halsband klirrte und starrte zur Tür. Irgendein Hund war zu hören, der in einem Nachbargrundstück den Mond anheulte.

Schröder wurde unruhig und trippelte hin und her.

„Der Hund muss raus, der muss bellen!“ sagte Zacki und fasste die Leine, führte Schröder zur Tür, öffnete sie und der Hund sprang schnell und aufgeregt ins Freie, blieb dann einen Schritt vor der Tür unschlüssig stehen, schaute sich um.

„Geh, geh nur!“ sagte Zacki. „Geh bellen!“

Zacki deutete in die Nacht.

Schröder blieb stehen, schaute ihn an mit gespitzten Ohren und diesem tiefen, traurigen Blick.

„Nein nein,“ sagte der Blick, „lass mich nicht allein! Ich hab Angst, so alleine hier draussen“

„Na gut“ sagte Zacki. „Ich muss sowieso noch ein bisschen Holz sägen“

Er liess die Tür hinter sich ins Schloss fallen und stapfte durch die Dunkelheit hinüber zum kleinen Gartenhäuschen in der Ecke des lang gestreckten Grundstückes. Der Hund rannte freudig um ihn herum und stupste ihn beim rasanten Vorüberflug mit seiner krummen Nase an den Schenkel.

„Hau ab, du Spinner!“ sagte Zacki. „Ich muss jetzt Holz sägen,“

Hinten beim Häuschen warf er die Maschine an, den Generator, der lauf aufheulte und dann  in die stille Vorstadt-Nacht hineinbrüllte. Eine Lampe erglühte und riss ein paar Meter lehmige Erde aus der Dunkelheit. Zacki warf sich auf ein paar krumme schwarze Äste und sägte sie in Stücke mit seiner elektrischen Maschine.

Schröder sprang erhitzt hin und her und bellte ab und zu mutig und gefährlich in die Nacht hinein und hörte andere Hunde zurückrufen.

Mir fiel ein, dass ich vor der Tür noch meine Wasserflasche in meinem Fahrradkorb hatte und ich dachte, vielleicht kann ich es ja mal versuchen, ganz leise und vorsichtig mich vor die Tür schleichen und ganz schnell die Flasche holen und wieder im Haus verschwinden.

Der Hund war ja ziemlich weit weg drüben beim  Gartenhäuschen.

Ich öffnete vorsichtig die Tür.

Wo war der Hund?

Nicht zu sehen.

Mir sass  eine frühere Begegnung mit Schröder noch tief in den Knochen.

Es war bei Freunden im Hinterzimmer eines kleinen Ladens in der Stadt.

Wir sassen zusammen, rauchten und redeten über dies und das und plötzlich bemerkte ich wie der Hund mich anstarrte. Er sass zu Füssen von Zacki, atmete heftig, seine Brust hob und senkte sich, ein Zittern lief durch seinen Körper und ein irrer Glanz lag in seinen Augen.

Ich schaute ihn an und mein Herz blieb stehen, Angst rieselte durch meine Glieder, Schröder schoss vor, Zacki zog ihn an der Leine zurück, „Schröder!“ knallte wie ein Schuss in den Raum, der Hund zerrte an der Leine, sprang mit aller Wucht nach vorne, geiferte und grollte, ich sprang auf, der Hund erwischte mein Hemd, ich zerrte es ihm aus den Zähnen.

Zacki schrie ihn zusammen und zwang ihn zu Boden, er wand sich und kläffte, winselte und schlug heftig in großer Erregung seinen Schwanz auf den Boden.

„Wenn er merkt, dass du Angst hast, beisst er dich!“ sagte Zacki.

„Ich HAB Angst“ sagte ich. „Himmel und Hoelle, der ist ja richtig gefährlich.“

„Jaja, der ist ein bisschen durchgedreht, vor allem seitdem ich mit ihm in der Stadt bin.

Er hat schon ein paar Leute auf der Strasse gebissen. Ich hab schon eine Anzeige von der Staatsanwaltschaft. Er hat einem die Hand zerfleischt. Wo ich da oben im Schwarzwald war, da war ich mit ihm jeden Tag draussen und er hat Platz gehabt zum laufen, da war er so friedlich, hat mit kleinen Kindern gespielt und niemand hat Angst vor ihm gehabt, aber jetzt kann ich nicht mehr mit ihm raus, hier in der Stadt, weil er zu gefährlich ist, was soll ich machen?“

 

Zackis Höllenmaschine lärmte und ich trippelte vorsichtig vor die Tür zu meinem Fahrrad, das an eine Bretterwand angelehnt war und angelte nach meiner Wasserflasche, hielt sie glücklich in den Händen, sprang hastig zurück zur Tür und hörte die Tatzen eines Hundes, der im Flug durch den Garten auf mich zueilte. Ich erreichte die Tür, schnappte den Griff und spürte die Schnauze von Schröder in meiner Kniekehle.

Ich war jetzt schon den dritten Abend bei Zacki.. Er hatte ihn jedes Mal angebunden und wir hatten streng jeden Kontakt zwischen ihm und mir vermieden. Jedesmal wenn ich gekommen war, hatte ich vorher Zacki laut brüllend über den Zaun mein Kommen angekündigt, so dass er Schröder festbinden konnte.

Und wenn ich dann die Wohnung betrat, hatte er wie ein Irrer am Halsband gezerrt und laut schreiend getobt, als ob er mich in kleine Stücke zerreisen wollte. Er war dann nur mit großer Mühe zu bändigen gewesen und erst so allmählich nach einiger Zeit hatte er sich beruhigt und mich als fremden Eindringling akzeptiert, mit dem er notgedrungen einen Raum für einige Zeit teilen musste.

Er war ein junger einjähriger Boxer mit glattem, matt glänzendem, braun schwarz gemustertem Fell, der sprühte vor Energie und Tatendrang. Er hatte einen enorm schnellen Antritt, war in zehn Sekunden von Null auf Hundert und stob dann wie eine Rakete durch den Garten.

Schröder schnüffelte meinen Schenkel empor und ich lehnte mich zitternd gegen die Tür.

„Bitte Gott“ sagte ich „Bitte Gott, mach, dass er mich nicht beisst!“

Ich war wie erstarrt, am besten gar nicht bewegen, dachte ich, jede Bewegung könnte ihn erregen und aggressiv machen. Ich spürte seinen heissen Atem zwischen meinen Schenkeln.

„Gott, bitte Gott“ flehte ich „Bitte nicht beissen, er soll nicht beissen, bitte !“

Ich schaute hinunter und sah sofort seine Augen mir aus der Dunkelheit bedrohlich entgegen leuchten. Ich wandte schleunigst die Augen wider ab, auf keinen Fall provozieren, dache ich,

„Geh zu Zacki, geh, da vorne, geh zu Zacki!“ sagte ich.

Ich deutete mit der Hand in Zackis Richtung.

„Geh zu Zacki, Schröder, da vorne, zu Zacki!“

Schröder ging tatsächlich ein paar Schritte nach vorne und blieb dann stehen. Schaute sich nach mir um, ich wandte den Blick ab.

Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass Hunde den Blick abwenden, wenn ihr Herr sie anschaut, weil sie seine Dominanz fürchten, es sei ein Zeichen der Unterwerfung, wenn der Hund seinen Blick abwendet.

Was aber, wenn der Herr Angst hat?

Ich Feigling hatte mich also total einem Hund unterworfen, er konnte mich beschnüffeln, ich rührte mich nicht, beschnüffelte ihn nicht, er konnte mich anschauen, ich schaute ihn nicht an.

Er hatte mich in der Hand.

Und?

Er schonte mich.

Alles war ruhig.

Ziemlich ruhig, meine Knie zitterten ein bißchen.

Er stand ein paar Schritte von mir entfernt und schaute zu Zacki, dann zu mir.

Plötzlich kam mir die Idee.

„Komm wir gehen zusammen zu Zacki!“ sagte ich und sprang los. Der Hund, als hätte ich ihm einen Befehl gegeben, schoss nach vorne und rannte in hoher Geschwindigkeit Zacki entgegen, blieb dann stehen, schaute sich um und raste mit Vollgas auf mich zu.

Ich sprang zur Seite und er schoss an mir vorbei, überholte mich dann wieder indem er nur wenige centimeter an meinen Schenkel vorbeisprang und stob über das wild wuchernde lange Gras, das im Winter dürr und starr geworden war. So ausgelassen um mich herumtobend erreichte Schröder endlich Zacki, der aufschaute und sich seinem Hund entgegenstemmte, der an ihm emporsprang und seine Hände abschleckte mit seiner breiten Zunge.

„Der hat Angst, der Kleine, alleine traut er sich nicht durch den Garten“

Zacki streichelte und täschelte das Biest, das erregt auf und ab sprang.

„So jetzt bist du aber mal ruhig, komm renn durch den Garten, Papi muss arbeiten, Papi muss Holz machen, spiel mit Uli!“

Uli bin ich.

 

Schroeder, der Spieler

 

Es war gar nicht so schwer. Es genügte schon, dass ich einen Zweig vom Boden aufhob und von mir weg schleuderte, irgendwo in die Dunkelheit des Gartens hineinfeuerte, und schon rannte Schröder los wie aus einer Kanone geschossen und stöberte in irgendwelchen Hecken herum bis er ganz stolz und Schweif schlagend zurück getänzelt kam, mit hoch erhobener Schnauze, den Zweig in seinen Lefzen.

Dann zeigte er mir triumphal seine Beute, indem er sie hin und her zerrte und in die Lüfte erhob und dann zu Boden schleuderte und grollend daran herumbiss, mir die Beute entgegenschob, damit ich sie ergreifen sollte.

Nur um sie blitzschnell, bevor ich sie erfasst hatte, weg zu ziehen. Dann rannte er ein paar meter weg, scharrte damit auf dem Boden herum, kehrte um, tänzelte wieder auf mich zu und warf den Zweig mir zu Füßen.

„Aha“, dachte ich „Du spielst also gerne, dann kann ich ja ganz friedlich mit Dir auskommen, ich muss dir nur immer was zum Spielen geben“

 

Radfahren mit Schroeder

 

„Heute gehe ich mal Radfahren mit ihm“ sagte ich zu Detlef. „Das geht nicht“ sagte Detlef.

„Das macht er nicht, er beisst in dein Rad, Zacki hat es auch schon versucht, das geht nicht“

„Ich möchte es mal versuchen“ sagte ich.

Schröder biss in sein Halsband und zerrte daran herum.

„Lass los!“ schrie ich „Lass los!“

Schröder zerrte mich auf die Strasse. Ich stieg auf mein Rad und mein rechter Arm wurde ruckartig hinweggefegt von einem blitzschnellen Start. Ich hielt mich an meiner Lenkstange fest.

Schröder wechselte die Strassenseite  und ich beschloss, ihm jetzt freien Lauf zu lassen.

Ich beschleunigte und Schröder legte den zweiten Gang ein.  Die kleinen Vorstadthäuschen flogen an uns vorbei, der Reifen sauste im Schnee.

Wir waren gut in Fahrt, bis ich bemerkte, dass wir nur noch wenige meter von einer Strassenkreuzung entfernt waren.

„Stop Schröder!“ schrie ich, „Halt, langsam, laaaaaangsam!“

Letzte Nacht hatte es geschneit und an manchen Stellen war Glatteis. Ich trat auf die Bremse und mein Hinterrad nahm Reissaus und sauste an mir vorbei nach vorne.

Notgedrungen brachte ich Schröder mit einem Ruck zum Stehen und landete auf meinen  Füssen, das Fahrrad ging scheppernd zu Boden.

„Okay“ sagte ich, „ Diesmal ein bisschen vorsichtiger“

Ich erhob mein Rad und Schröder kam ganz besorgt auf mich zu und schaute an mir hoch:

„Ist alles okay? Geht’s dir gut, noch alles heil?“

„Ja, ja, „ sagte ich“ Alles okay,“ und tätschelte ihm das Haupt.

„Jetzt sind wir ein bisschen vorsichtiger, gel?“

 

Vielleicht sollte ich das Radfahren mit ihm ein bisschen trainieren, dache ich, stieg wieder auf und liess mich auf das Uni-Gelände ziehen. Neugebaute riesige Beton-und Glasklötze standen an dem trüben Wintersonntag im flachen Gelände herum.

Schröder gab Gas und ich beschleunigte und wir sausten immer in Kreis um einen der Klötze herum. Langsam bekamen wir ein Gefühl füreinander, verbunden durch das Halsband rasten wir über den Asphalt. Ich fuhr so schnell, dass die Leine locker blieb und Schröder das Halsband nicht mehr als Einengung erfahren musste. Er musste ein echter Leithund sein, denn er mochte es überhaupt nicht, wenn ich versuchte, ihn zu überholen. Er mobilisierte seine letzten Reserven, hechelte und kämpfte und flog wie ein Panther dahin, immer eine Nasenspitze vor meinem Vorderrad.  Hatte ich es geschafft, ihn zu überholen, sprang er wütend gegen das Vorderrad und versuchte es weg zu beissen, so dass ich gezwungen war, langsamer zu werden.

Nach der fünften Runde fühlten wir uns schon wie ein eingespieltes Team und  als wir um die Ecke bogen und mit vollen Karacho an dem lang gestreckten Gebäude entlang rasten sah ich einen uniformierten Menschen  in der Ferne mitten in unsere Fahrbahn treten.  Er wedelte mit den Händen, wollte er uns irgendetwas sagen?

Wenn du wüsstest, was für eine Bestie ich an meiner Leine habe, würdest du nicht in unseren Weg treten, dachte ich und dirigierte die Rakete knapp an dem Sicherheitsbeamten vorbei, den ich hinter mir durch den Fahrtwind rufen hörten

„ Es ist verboten, mit Hunden das Unigelände zu betreten“

„Entschuldigung!“ rief ich und lenkte das Geschoss  hinaus auf die Strasse, wo ich mich gegen die Leine stemmte, so dass wir an einer Ampel zu stehen kamen.

Vor uns lag ein langer Fussgängerweg am Flugplatz entlang. Weit und breit kein Mensch.

„Und jetzt ab die Post!“ sagte ich.

Schröder schoss los.

 

Hier gibt es Informationen zur Rasse der Deutschen Boxer:

 

http://www.deutscher-boxer.de/

 

Sie wurden vor ein paar Jahrhunderten aus der Rasse der Brabanter Bullenbeißer herausgezüchtet und wurden ursprünglich als Jagdhunde eingesetzt, die ihre Beute jagen und so lange festhalten sollten bis der Jäger kam.